Oertli Lean Factory
Alles begann im Jahr 2016 mit ersten Skizzen zu einem reinen Lager- und Logistikgebäude. Nachdem ein Spezialist die internen Abläufe analysiert hatte und weitere Nutzungen und Anforderungen dazu gekommen waren, folgte 2018 die detaillierte Planung der Oertli Lean Factory. Im März 2020 wurde das Baugesuch platziert, welches innerhalb von nur vier Monaten bewilligt wurde. Wegen Corona bedingter wirtschaftlicher Unsicherheiten kam es zu einem sechsmonatigen Bauaufschub. Mit dem symbolischen Spatenstich im Februar 2021 startete die Transformation des Konzepts in gebaute Realität.
Volumen, Zonen und Nutzungen
Die dreigeschossige Oertli Lean Factory besteht aus zwei Gebäudevolumen mit 11’000 m2 Gesamtfläche, die über einen Innenhof und verschiedene Erschliessungszonen miteinander verbunden sind. Ein weiteres verbindendes Element ist das Haupttreppenhaus mit seinen auskragenden Betonstufen und den gebäudehohen homogenen Sichtbetonwänden. Das filigrane Stahltreppengeländer mit Holzhandlauf bildet einen dezenten Kontrast dazu.
Der östliche Baukörper schliesst direkt an das bestehende Reinraum-Gebäude an und erweitert die Reinraum- sowie die Produktionsflächen für Operationsgeräte und Instrumente um ein Mehrfaches. Zudem wurden flexibel einteilbare Büro- und Meeting-Bereiche geschaffen.
Der westliche Gebäudeteil ist ausgelegt für eine effiziente Inhouse-Logistik. Er umfasst die Anlieferung, Qualitätssicherung, die Logistik, das 14 Meter hohe teilautomatisierte Hochregallager sowie die Teilefertigung mit den CNC-Maschinen.
Im zweiten Obergeschoss sind Event-, Schulungs- und Sitzungsräume, die Kantine mit Cateringküche sowie die Dachterrasse untergebracht. Die 1’600 m2 westliche Dachfläche wurde mit Photovoltaik-Modulen bestückt.
Die Tiefgarage beherbergt 100 Auto-Stellplätze, wovon ein Teil mit Ladestationen für Elektroautos ausgestattet sind. Zu einer Vielzahl von Velostellplätzen wurde eine Velo-Servicestation eingerichtet.
Aussenraum
Auf die Gestaltung des Aussenraums wurde viel Wert gelegt. Der mit Brunnen, Bäumen und Gräsern geplante Vorplatz, verbindet die drei Generation der Oertli-Gebäude und inszeniert den Haupteingang.
Das grüne Herz des Neubauvolumens ist ein lichtdurchfluteter Innenhof, welcher mit Ginkos und Farnen bepflanzt wurde. Er sorgt trotz beachtlicher Gebäudetiefe für Tageslicht und angenehmes Arbeitsklima. Im 2. Obergeschoss präsentiert sich die Dachterrasse mit begehbarem Dachgarten. Arbeiten, Brainstormen, Essen, Chillen, Spazieren – alles ist hier möglich.
Planung
Die grosse Herausforderung bei der Planung war die Komplexität und Dichte der verschiedene Nutzungseinheiten. Architektur, Funktionalität und bauliche Vorschriften mussten aufeinander abgestimmt werden. Die anspruchsvolle Gebäudetechnik erforderte eine intensive Zusammenarbeit mit den Fachplanern und der Bauherrschaft. Die vernetzte Planung erfolgte im BIM-Modell, einem dreidimensionalen Modell, welches alle relevanten Bauwerksdaten auf verschiedenen Ebenen digital modelliert, kombiniert und erfasst.
Baumanagement
Die Kostenschätzung und Planung wurden vor der Pandemie sowie vor den geopolitischen Veränderungen erstellt. Die Preise entwickelten sich dynamisch, auch die Lieferzeiten diverser Komponenten und Bauteile verlängerten sich signifikant. Als Konsequenz mussten die Bauteile frühzeitig bestellt werden. Dank Erfahrung und Augenmass konnten Planung und Ausschreibung präzise auf den Terminplan abgestimmt werden. Architektur, Planung und Baumanagement erfolgten aus einer Hand von Bänziger Lutze Architektur. Angesichts der Komplexität des Bauvorhabens und der Ungewissheiten, sorgte dieser Leistungsumfang für Sicherheit und eine reibungslose Realisierung. Termine und Kosten waren stehts unter Kontrolle.
Bauen im laufenden Betrieb
Da der Neubau auf dem ehemaligen Anlieferungs- und Parkplatzgelände erbaut wurde und an den Bestand andockt, mussten unzählige Erschliessungsleitungen umgelegt werden. Das Gebäude wurde mit 390 Bohrpfählen gegründet. Weil vor Ort der Grundwasserspiegel sehr hoch ist, musste für die Erstellung des Untergeschosses das Grundwasser abgesenkt werden. Die Logistik- und die Produktionswege des zu 100 Prozent weiterlaufenden Firmenbetriebs wurden mehrmals auf die jeweiligen Bauphasen und Gegebenheiten angepasst.
Nachhaltigkeit
Neben einer effektiven Wärmedämmung wurde auch auf den sommerlichen Wärmeschutz geachtet.
Die Begrünung des Lichthofs wie auch des Dachgartens helfen vor allem im Sommer, das Klima zu regulieren. Dank einer intelligenten Gebäudetechnik kann die Abwärme diverser Produktionsmaschinen genutzt werden. Gekühlt und geheizt wird mit effizienten Wärmepumpen. Wie bereits erwähnt, wurde auf dem Dach eine Photovoltaikanlage installiert.
Fotografie: Joshua Loher
http://www.atelierloher.com
was
Industriebau
wann
2018-2023
für
Oertli Instrumente AG
inklusive
Entwurf
Bauprojekt
Ausführungsplanung
Baumanagement
Bauleitung